Geschichte des Weingutes Cremisan

Die Geschichte

Wein verkaufen und mit dem Geld Schulen finanzieren. Das war 1885 der Grund, warum man im einige Jahre zuvor aufgebauten Kloster Cremisan der Salesianer Don Boscos mit dem An- und Ausbau von Wein begonnen hatte. An diesem Grundsatz hat sich bis heute nichts geändert.

Bereits ab 1863 hat der italienische Pater Antonio Bellone in Bethlehem und Umgebung Waisenhäuser und Schulen für christliche Kinder ohne Eltern errichtet. Der Ansturm an Kindern war groß und Pater Bellone bat den Orden der Salesianer Don Boscos um Hilfe. 1891 trat er selbst dem Orden bei. Mit dem Weingut verfügte man über eine finanzielle Quelle. Zudem konnte man hier der armen lokalen Bevölkerung Arbeit bieten. Heute beschäftigt die Kellerei rund 20 Mitarbeiter.

Die für den Wein bestimmten Trauben wurden und werden nicht nur auf den unmittelbar beim Kloster gelegenen Terrassen angebaut. Klostereigene Trauben wachsen ebenfalls in der weiteren Umgebung sowie im nahen Schwesternkloster Beit Gemal. Um jedoch die benötigten Mengen an Trauben zu erhalten, wird zusätzlich von anderen lokalen Weinbauern hinzugekauft.

Produktionsrückgang nach Intifada

Bis zu einer halben Million Flaschen wurden in der Vergangenheit produziert und verkauft. Vorwiegend in Israel, aber auch in einige Länder Europas. Doch die jüngste Geschichte, der ewige Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, hat Kloster und Weingut stark getroffen. Nach dem zweiten Palästinenseraufstand (Intifada) im Jahr 2000 sackte die Produktion auf gut 100.000 Flaschen ab. Straßen- und Ausgangssperren, Beschuss, Verbote und vieles mehr sorgten dafür, dass es mitunter fast unmöglich wurde, den Wein in das nur zwölf Kilometer entfernte Jerusalem zu bringen.

Nach rund 40-jähriger Tätigkeit wurde Ende der 00er-Jahre Pater Ermenegildo vom jungen italienischen Winzer Andrea Bonini als Weinmacher abgelöst. Mit ihm sowie mit Unterstützung von Riccardo Cotarella, einem der bekanntesten Önologen Italiens, wurde im Weingut ein durchaus radikaler Wandel vollzogen. Statt der klassischen Rebsorten werden seither die typischen regionalen Trauben angebaut und somit neue Weine produziert. Die Ausstattung der Kellerei wurde modernisiert. Unter anderem auch Dank toller Unterstützung aus Österreich etwa durch Pfarrer Alfons Senfter (siehe Foto).

Wandel

Mit der gewandelten Produktpalette ist die Jahresproduktion wieder auf mehr als 250.000 Flaschen geklettert. Bedingt durch die schwierige politische Lage wurde schon ab Mitte der 00er-Jahre der Export des Weines nach Europa, vor allem nach Deutschland und Österreich, weiter ausgebaut. Was nicht immer ganz einfach ist (Bürokratie!). Doch die Einnahmen sind für den Erhalt des Weingutes und der anderen Einrichtungen der Salesianer in der Region sehr wichtig (siehe die Schulen).

Zur Zeit hat sich die "Lage" vor Ort wieder etwas gewandelt. Der Weinverkauf nach Israel ist wieder halbwegs möglich, wenn auch immer noch unter eher schwierigen Bedingungen. So kann etwa Wein mitunter nur in Gebiete geliefert werden, in denen der Anteil arabischer Christen in der Wohnbevölkerung hoch ist. Wie zum Beispiel in Nazareth.

Wein "durch" die mittlerweile entstandene Mauer (siehe die Mauer) zu transportieren, ist auch immer von der wechselnden Willkür der an den Durchgängen positionierten Soldaten abhängig.

 

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